MSC

Niedersachsens Muschelkutter mit MSC-Zertifikat
für nachhaltige Fischerei ausgezeichnet

Berlin, den 29. Oktober 2013 – Nach zwei Jahren wissenschaftlicher Analyse durch unabhängige Experten dürfen die fünf Kutter der ‚Niedersächsischen Muschelfischer GbR‘ ihre Miesmuscheln ab sofort mit dem anerkannten blauen MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei kennzeichnen. Die Zertifizierung nach MSC-Standard bescheinigt, dass ausreichend Muscheln für die Zukunft da sind, dass die marinen Lebensräume intakt bleiben und dass die bestehenden Managementregeln für eine nachhaltige Nutzung der Miesmuschelbstände sorgen.

Die Muschelfischerei im niedersächsischen Wattenmeer wird bereits seit Generationen durchgeführt. Im Laufe der Zeit haben die Fischer ihr Arbeitsfeld ausgeweitet. Um das Muschelvorkommen zu steigern, betreiben die 18 Beschäftigten der ‚Niedersächsischen Muschelfischer GbR‘ heute nicht mehr nur eine reine Muschelfischerei. Zusätzlich nutzen sie Hängekulturen, also im Wasser schwimmende Netze, an denen sich junge Muscheln anheften. Die gefischten und über die Hängekulturen gewonnenen Muscheln bringen die Fischer auf Kulturflächen aus. Dort wachsen die Muscheln heran, bis sie „Konsumgröße“ erreicht haben und für den Verkauf abgefischt werden können. Im Jahr 2010 haben die Fischer insgesamt 1.707 Tonnen Miesmuscheln angelandet.

Strenges Management im Wattenmeer hält Muscheln zahlreich

Das niedersächsische Wattenmeer ist ein Nationalpark, in dem Einschränkungen für kommerzielle Aktivitäten gelten. Sie sorgen dafür, dass immer genug Muscheln da sind, um eine kommerzielle Fischerei zu ermöglichen und um wichtige Arten zu erhalten, wie etwa die Eiderente oder den Austernfischer, die sich von den Muscheln ernähren.

Für die Muschelfischer bedeuten die Regeln, dass sie fast ein Drittel der 102 stabilen Miesmuschelstandorte im niedersächsischen Wattenmeer nicht befischen dürfen. Muschelfischer David de Leeuw sagt hierzu: „Das hat schon seine Richtigkeit. Als Fischer kann man die Dinge nicht übers Knie brechen. Man muss mit der Natur arbeiten.“

Weitere Maßnahmen zur Regulierung der Fischerei sind:

  • Die Fischer müssen für jede Muschelbank, die sie befischen möchten, eine Genehmigung von der Fischereibehörde einholen.
  • Für die bei Ebbe trocken fallenden Gebiete des niedersächsischen Wattenmeers gilt eine Schonzeit. Von Mitte Dezember bis Ende März darf dort nicht gefischt werden.
  • Die Flächen der Miesmuschelbänke müssen insgesamt mindestens 1.000 Hektar und die Miesmuschelbiomasse - also das Lebendgewicht der Muscheln - mindestens 10.000 Tonnen betragen. Werden diese Werte in zwei aufeinander folgenden Jahren um mehr als zehn Prozent unterschritten, dann erteilt die Behörde so lange keine Genehmigungen mehr, bis mindestens einer dieser Werte wieder erreicht ist.
  • Die Fischer müssen alle ihre Aktivitäten digital mit einer sogenannten ‚Black Box‘ aufzeichnen. Diese Satellitenüberwachung ermöglicht der Behörde eine lückenlose Kontrolle der Fischerei.

Jährliche Bestandsaufnahmen belegen, dass die Regeln funktionieren: Zwischen 2005 und 2012 hat die Muschelbiomasse von 9.000 auf 39.000 Tonnen zugelegt.
 
Forschungsprojekt wird Wissen über das Wattenmeer vertiefen

Im Rahmen der MSC-Zertifizierung haben sich die Fischer dazu verpflichtet, über ein Forschungsprojekt zu erkunden, ob sich im Niedersächsischen Wattenmeer weitere stabile Muschelbänke bilden könnten. Dr. Adriaan Gittenberger, der das Projekt am holländischen Meeresforschungsinstitut GIMaRIS betreut, freut sich über die Kooperationsbereitschaft der Fischer. „Die niedersächsischen Muschelfischer werden uns Wissenschaftlern viele wertvolle Daten liefern und helfen, das Ökosystem im Wattenmeer besser zu verstehen und zu bewahren.“

Im ersten Jahr der MSC Zertifizierung haben die niedersächsischen Muschelfischer Gutachten und Untersuchungen in Auftrag gegeben. Die Berichte können unter Forschung runtergeladen werden.

Die Fischerei hat in der MSC-Bewertung gezeigt, dass ihre Arbeitsweise und die geltenden Regeln effektiv dafür sorgen, dass der Miesmuschelbestand und die Meeresumwelt erhalten bleiben. Sie erfüllt damit die Anforderungen für eine MSC-Zertifizierung. Marnie Bammert, stellvertretende Europadirektorin des MSC, kommentiert: „Neueste Studien im Auftrag des WWF und von Monterey Bay Aquarium zeigen, dass kein anderes Zertifizierungsprogramm an die Glaubwürdigkeit und Marktakzeptanz herankommt, die das MSC-Programm besitzt. Die niedersächsischen Muschelfischer gehören zu nur 215 Fischereien weltweit, die bislang unsere hohen Anforderungen erfüllen. Wir gratulieren recht herzlich zu dieser Auszeichnung.“

Über den MSC

Der MSC (Marine Stewardship Council) ist eine internationale gemeinnützige Einrichtung, die hilft, den Markt für Fisch und Meeresfrüchte nachhaltig zu gestalten. Der MSC verwaltet das einzige ökologische Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogramm für Fischereibetriebe des Wildfangs, das sowohl den „Code für vorbildliches Setzen sozialer und ökologischer Standards” von ISEAL als auch die FAO-Kriterien für Fischereizertifizierungen erfüllt. Die „Richtlinien für die Öko-Kennzeichnung von Fisch und Fischereiprodukten aus mariner Fischerei“ der FAO fordern von glaubwürdigen Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogrammen:

  • objektive, unabhängige Fischereibewertungen basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen,
  • transparente Prozesse, die eine Konsultation mit Externen und die Möglichkeit zur Einspruchnahme umfassen,
  • Standards, welche die Nachhaltigkeit der Zielspezies, der Ökosysteme und der Managementpraktiken berücksichtigen.

Der MSC hat Büros in London, Den Haag, Glasgow, Halifax, Hong Kong, Kapstadt, Kopenhagen, Madrid, Moskau, Paris, Peking, Santiago, São Paulo, Seattle, Singapur, Stockholm, Sydney, Tokio, Reykjavik und Warschau. Das Regionalbüro für den deutschsprachigen Raum befindet sich in Berlin.

Insgesamt nehmen etwa 300 Fischereibetriebe am MSC-Programm teil. 215 sind derzeit zertifiziert und 101 befinden sich in Bewertung nach MSC-Standard. Weitere 40 bis 50 durchlaufen eine vertrauliche Vorbewertung. Zertifizierte Fischereien fangen etwa sieben Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, was etwa acht Prozent des weltweiten Fischfangs entspricht. Weitere Informationen unter www.msc.org.

Faltblatt zu MSC Niedersächsische Muschelfischer hier zum runterladen

Slideshow MSC Niedersächsiche Muschelfischer http://www.youtube.com/watch?v=aef5c4g4P8k


Rezertifizierung

Die niedersächsischen Muschelfischer wurden im Dezember 2018 rezertifiziert. Dadurch wurde erneut die Nachhaltigkeit ihrer Fischerei nachgewiesen und anerkannt.

Hier zum runterladen: MSC Rezertifizierung Pressemitteilung